Auf den ersten Blick mag Kleintierhaltung mit der Bildung von Kindern vielleicht nichts gemein haben. Der Kölner Verein ident.africa e.V. hat nun im Norden Kameruns das Gegenteil bewiesen. Eine Hühnerfarm unter der Leitung von “Mama Marie” wird 40 Frauen in die berufliche Selbstständigkeit führen. Mit dem erwirtschafteten Einnahmen sollen das Schulgeld, die Uniformen, Bücher und Schreibwaren ihrer Kinder finanziert werden.
Initiiert wurde das Projekt von Lassiri Yadia Marie, auch bekannt unter Namen “Mama Marie”. Die Idee entstand bereits 2010. Die Frauen von Boboyo kamen zusammen, um über ihren Beitrag zur Weiterentwicklung des Ortes zu diskutieren. Grundstein, und das war allen klar, musste eine selbstständige und unabhängige Tätigkeit der Frauen sein. Mama Maries Idee einer Hühnerfarm stieß bei den Frauen auf großes Interesse. Und so traten sie gemeinsam an Fred-Eric Essam, Gründer und Vorsitzender von ident.africa, heran; fehlte doch das entscheidende Startkapital.
Für Fred-Eric Essam und das Team von ident.africa stehen nachhaltige Vereinsprojekte immer im Vordergrund. Da mit diesem Projekt ein auf lange Sicht ganzheitlicher Ansatz verfolgt wird, war allen Mitgliedern schnell klar, dass man es unterstützen muss – auch wenn man damit einen völlig neuen Weg in der Vereinsgeschichte geht. “Mama Marie ist eine unglaubliche Power-Frau mit der wir sehr gern zusammen arbeiten,” erklärt Fred-Eric Essam, Gründer und Vorstand von ident.africa.“ Sie versteht es die Interessen der Bevölkerungen in die richtigen Bahnen zu lenken, um Projekte mit Potenzial zu initiieren und erfolgreich umzusetzen. Der überschaubare finanzielle Einsatz erschien uns als sinnvolle und unkomplizierte Möglichkeit mal etwas völlig neues auszuprobieren.”
Als Startkapital stellte ident.africa e.V. 4.800 Euro. Mama Marie hatte sich zudem bereit erklärt, ihr eigenes Grundstück für das Projekt zur Verfügung zu stellen. Mittlerweile finden bis zu 450 Hühner in einem dafür vorgesehenen Gehege Platz.
Die Frauen unterstützen sich in dem Projekt gegenseitig. Jede profitiert vom Wissen der anderen. So werden nicht nur die Grundprinzipien der Kleintierhaltung vermittelt, sondern auch Rechnen und Schreiben gelehrt. Die Frauen haben so die Möglichkeit, die Hühner und deren Eier gewinnbringend auf dem Markt zu verkaufen.
Eine Getreidemühle gehört mittlerweile auch schon zum Inventar, drei weitere sollen folgen. Mama Marie zufolge dient die Getreidemühle nicht nur der täglichen Futterproduktion für die Hühner, die Frauen des Dorfes nutzen sie auch um Hirse, Mais und vieles mehr für die Zubereitung des Essens für die Familie zu mahlen. Eine echte Arbeitserleichterung und Zeitersparnis für alle Beteiligten.
Mit Lassiri Yadia Marie hat ident.africa eine zuverlässige und zielstrebige Partnerin in Boboyo gewinnen können, die vor allem das Wohl der gesamten Gemeinschaft im Fokus hat. So ist unter ihrer Federführung auch die Nähstube „Atelier Mama Marie“ entstanden, in der in Zusammenarbeit mit ident.africa 16 junge Frauen zu Schneiderinnen ausgebildet werden.